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Orientierung im Dschungel der Erziehungsideologien

Sind Schulkinder heute unerzogener als früher? Oder sind sie einfach selbstbewusster und lassen sich nicht mehr alles gefallen? Manche Eltern meinen, Lehrpersonen würden zu wenig individuell auf ihre Kinder eingehen, immer lauter werden die Klagen von LehrerInnen, dass sie kaum mehr normal unterrichten können.

Immer wenn zu einem Thema Meinungen diametral auseinanderdriften und dann unterschiedliche Expertenmeinungen auch noch jegliche Richtigkeit empirisch oder gar wissenschaftlich untermauern, liegt die Vermutung nahe, dass die Wahrheit jenseits von richtig und falsch liegt oder die Betrachtungsweise nur einen bestimmten Aspekt der Wirklichkeit zu beleuchten vermag. So geschieht dies zunehmend bei der Frage, welche Art von #Erziehung die Richtige für das gute Gedeihen unserer Kinder ist.

Aufhören mit dem Herrschen patriarchalischer Erziehungsmassnahmen hin zu Gleichwürdigkeit und empathischem Dialog

sagen die einen.

Zurück zu Anstand und Disziplin und weg vom schädlichen Laisser-Faire der 68er

plagieren die anderen.


Das Schöne an der Vielfalt all dieser Ideologien: Jeder kann sich aussuchen, was ihm passt. Alles ist ja irgendwie richtig und nichts wirklich falsch - so scheint es. Das Leidige: Zu wirklich mehr Orientierung und Erkenntnis, was unsere Kinder wirklich brauchen, gelangen wir dadurch auch nicht.


Versuchen wir also all diese Ideologien einmal als Brillen zu betrachten, durch die wir die Realität sehen. Wenn wir die Beschaffenheit dieser Brillen verstehen, erhalten wir einen besseren Blick auf die Realität. Für diesen Zweck möchte ich auf das Modell Spiral Dynamics zurückgreifen, das auf den US-amerikanischen Psychologen Clare W. Graves zurückgeht und vom Management-Berater Don Beck weiterentwickelt wurde. #SpiralDynamics beschreibt weltanschauliche #Bewusstseinsebenen. Jede nachfolgende schließt die vorhergehende ein. Die einzelnen Bewusstseinsebenen werden auch Meme genannt und sind bei Beck beschrieben und farblich gekennzeichnet. Jede dieser Bewusstseinsebenen hat sich im Laufe der Menschheitsentwicklung nach einander gezeigt, findet in weltanschaulichen Sichtweisen von Individuen aber auch ganzen Populationen ihren Ausdruck. Ebenfalls haben die einzelnen Mem-Stufen in der Lebensentwicklung jedes Menschen ihre besondere Bedeutungen in Form von sensiblen #Entwicklungsphasen. Vermutlich sind prägende Erfahrungen in Phasen der Kindheit, in denen einzelne memetische Grundbedürfnisse besonders wichtig waren, mitentscheiden, dass wir als Erwachsene gewissen Ideologien anhaften - sei es, weil wir diese besonders wertvoll empfunden haben oder weil deren Erfüllung uns gänzlich gefehlt hat.


Im Folgenden beschreibe ich sechs Weltanschauungen, die für ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Sichtweisen der Erziehung von Kindern und Jugendlichen hilfreich sind.


Tribale Weltanschauung – violettes Mem


Sensible Phasen in der kindlichen Entwicklung: Entwicklungspsychologisch ist das violette Mem in den ersten drei Lebensjahren prägend. Das Verbunden- und Aufgehobensein steht im Zentrum der frühkindlichen Bedürfnisse. Eine starke #Bindungserfahrung mit den primären Betreuungspersonen in den ersten Lebensjahren ist zentrales Entwicklungsbedürfnis. Kinder fühlen sich zugehörig, sicher und aufgehoben und haben Halt durch Rituale und Traditionen.


Violette Weltanschauung als Erwachsene: Erwachsene mit einer tribalen Weltanschauung sehen die Welt durch die Brille, dass alles gut war, wie es früher war, dass es so sein soll, wie sie es in ihrer frühen Bindungszeit als richtig erlebt hatten. Alles soll so sein, wie sie es erlebt haben. Der Zusammenhalt in der Familie, emotionale #Zugehörigkeit mit den wichtigsten Bezugspersonen steht vor individueller Freiheit und Selbstverwirklichung.


Auswirkung der tribale Weltanschauung auf die Sichtweise der Erziehung: Erwachsene, welche violettmemetische #Erziehungsvorstellungen haben, werden individuelle Bedürfnisse, Veränderung traditioneller Ansichten ablehnen. Kindererziehung hat im Kreise der Familie stattzufinden, idealerweise hat die Mutter für ihre Kinder voll und ganz da zu sein, die Individualität der Kinder darf nicht auf Kosten des #Gemeinschaftsgefühls der Familie überhandnehmen. Dafür zu sorgen war früher immer Sache des Vaters. Dafür soll er auch heute Verantwortung übernehmen. In der Schule soll es so sein wie früher, denn es war damals doch auch gut. Und all die modernen Ideen braucht es doch nicht.


Die Stärke der violettmemetischen Sichtweise ist dem #Bindungsbedürfnis der Kinder in den ersten Lebensjahren Beachtung zu schenken. Dieses zu erfüllen ist unabdingbar, damit Kinder sich geborgen und sicher genug in die nächste Entwicklungsphase begeben können.


Egozentristische Weltanschauung – rotes Mem


Sensible Phasen in der kindlichen Entwicklung: Machen Kinder starke Bindungserfahrungen, erleben sie Sicherheit und Aufgehobensein in ihren ersten Lebensjahren, dann können sie mit Zuversicht, Vertrauen und Kraft in die nächste Entwicklungsphase eintauchen. Diese wurde früher Trotzphase genannt, heute Ich-Entwicklungsphase. Kinder entdecken, dass sie nicht mehr einfach symbiotisch mit ihren nächsten Bezugspersonen verbunden sind, sondern eigene Ideen und Bedürfnisse haben und vor allem sich selber als unabhängige Wesen erleben.


Rote Weltanschauung als Erwachsene: Erwachsene mit einer egozentrischen Weltanschauung sehen - wie die kleinen Kinder damals - die Welt als Feld, das für ihre Selbstverwirklichung zur Verfügung steht, respektive also Ort, in dem es Feinde gibt, die ihnen den Platz des Siegers streitig machen können und bezwungen werden müssen. So müssen sie um jeden Preis Recht haben und zwanghaft gewinnen.


Auswirkung der egozentrischen Weltanschauung auf die Sichtweise der Erziehung: Erwachsene, welche rotmemetische Erziehungsvorstellungen haben, müssen ihre Kinder beherrschen – auch wenn sie dies sicher mit etwas gesellschaftskompatibleren Worten umschreiben würden. Sie können es nicht zulassen, dass sie sich einmal durchsetzen können. Dies hat zur Folge, dass ihre Kinder genau in der sensiblen Phase des roten Mems nicht die erforderlichen Erfahrungen für ihr Autonomieentwicklung machen können. Sie erleben anstatt Kraft, Individualität und Macht, Ohnmacht, weil ihre Eltern/Lehrpersonen, sich durch ihre rotmemetische Weltsicht bedroht fühlen. Kinder, welche in dieser Entwicklungsphase Ohnmacht erlebten, haben zwei Möglichkeiten darauf zu reagieren: 1. Sie werden selber zu Machtmenschen, um nie mehr Ohnmacht erleben zu müssen - die rotmemetische Weltsicht reproduziert sich dadurch. 2. Sie verinnerlichen ihr Gefühl der Ohnmacht und leben als Erwachsene abgeschnitten von den eigenen Impulsen und der eigenen Kraft. Fatal wird es, wenn Eltern auf diese Art und Weise ihren Kindern begegnen, wenn diese in die rotmemetische Entwicklungsphase kommen und kein Gegenüber da ist, dass den kindlichen Kraftimpulsen gegenübertritt. Kinder erwerben sich dadurch Allmachtserfahrungen und statt Menschen mit einer gesunden Individualität und Impulsivität, werden Egozentriker aus ihnen.


Die Stärke des roten Mems ist seine Kraft, Dinge anzupacken und umzusetzen. Es kümmert sich nicht darum, was andere von ihm halten, sondern folgt seinem eigenen Impuls.


Konformistische Weltanschauung – blaues Mem


Sensible Phasen in der kindlichen Entwicklung: Die meisten Kinder entwickeln im späten Kindergartenalter bis anfangs Schulzeit ein ausgeprägtes Bedürfnis, sich für die Regeln in ihrer Gemeinschaft zu interessieren. Es sind die Momente am Familientisch, an denen die Kinder vehement ihren Eltern widersprechen und sich für die Regeln in ihrer Schulklasse stark machen oder sich für die Verteidigung der Ansicht ihrer Lehrerin einsetzen. Konnten Kinder in der rotmemetisch sensiblen Phase ihre Ich-Entwicklungsphase nicht ausreichend ausleben, wurden ihre Impulse unterdrückt oder standen keine Bezugspersonen zur Verfügung, die ihnen eine ebenso starkes Gegenüber waren, geschieht es leicht, dass Kinder mit ihrem Macht- und Ohnmachtsthema weiter beschäftigt sind. Es ist ihnen dann fast unmöglich, sich für die Themen des blauen Mems zu öffnen. Es wäre interessant zu erforschen, ob Ursprünge des ADHS dort zu finden wären.

Blaue Weltanschauung als Erwachsene: Erwachsene mit einem konformistischen Weltbild sehen in Regeln, Normen und Gesetzen die Allerweltslösung für alle Lebens-, Berufs- und Beziehungssituationen. Geraten bestehende Abmachen oder Regeln ins Wanken, werden sie aufs Tiefste verunsichert. Gibt es Schwierigkeiten, brauchen sie Regeln - das gilt im Elternhaus genauso wie in der Schule. Verschiedene Optionen oder persönliche Gefühle kommen nicht als Orientierung für Entscheidungen in Frage.


Auswirkung der konformistischen Weltanschauung auf die Sichtweise der Erziehung:

Blaumemetische Erzieher setzen auf Abmachungen und Regeln, nicht auf Beziehung. Der violette Fokus auf Geborgenheit und Zugehörigkeit ist weniger wichtig als das Einhalten von Regeln. Die Impulsivität des roten Mems erscheint als unnötig und emotional, weil die Regeln ja klar sind und darauf lediglich Konsequenzen folgen müssen. Auch im Schulkontext sind es die Schulhausregeln, die Promotionsverordnungen, die Klassenregeln und Lehrpläne, die alles regeln und denen alle sich unterordnen müssten, damit alles problemlos funktioniert.


Die Stärke des blauen Mems liegt darin Dingen und Abläufen eine Ordnung zu geben, an der sich andere orientieren können. Damit kann das Zusammenleben vereinfacht werden und ein gewisses Mass an Sicherheit und Stabilität geschaffen werden.

Leistungsorientierte Weltanschauung – oranges Mem


Sensible Phasen in der kindlichen Entwicklung: Wenn Kinder nicht mehr ängstlich nach dem violetten Geborgenheitsrock der Mutter oder des Vaters greifen, um den ersten Platz auf dem roten Teppich des Kindergartens kämpfen oder sich den blauen Regeln der Schulklasse unterordnen muss, dann beginnen im Grundschulalter auf einmal Entdeckerräume aufzugehen: Wie funktioniert dies, wie könnte man das auch noch machen. Die Neugierde, die Renaissance des 1000-Fragenalters kommt noch einmal zum Vorschein, wenn denn die Schul- und Lebenswelt der Kinder entsprechend einladend dafür gestaltet ist.


Orange Weltanschauung als Erwachsene: Erwachsene mit einem stark orangememetisch, leistungsorientierten Weltbild sind angstgetrieben. Sie glauben, Ihre Leistung könnte nicht ausreichen um geliebt, anerkannt, reich oder erfolgreich zu sein. Immer besser müssen sie sein, immer mehr können oder erreichen.


Auswirkung der leistungsorientierten Weltanschauung auf die Sichtweise der Erziehung:

Orangememetischorientierte Eltern und Lehrpersonen setzen Leistung über Wohlbefinden. Wenn sie die Wahl haben, dass es einem Kind gut gehen oder es in die nächst höhere Schulstufe gelangen soll, dann wählen sie die zweite Option. Sie wählen sie schlicht und einfach auch deshalb, weil sie sich nicht wohlfühlen können, wenn sie sich nicht für erfolgreich erachten und projizieren dies auf ihre Kinder, resp. auf ihre Schülerinnen und Schüler.


Die Stärke des orangen Mems liegt in der Offenheit für Neues, im Mut andere Möglichkeiten zu suchen, bisher Bekanntes loszulassen und sich Unbekanntem zu öffnen.


Egalitäre Weltanschauung – grünes Mem


Sensible Phasen in der kindlichen Entwicklung: Im Pubertätsalter lösen sich Jugendliche in ihrer Werteorientierung immer mehr von ihrer Ursprungsfamilie. Stattdessen interessieren sie sich auch für die Werte ihrer Peergroup. Sie lehnen sich gegen bisherige Hierarchien auf, sind oft nicht mehr einfach bereit die violetten Traditionen ihrer Familie mitzutragen. Sie sind nicht mehr willens dem roten Durchsetzungsvermögen ihrer Eltern Folge zu leisten, stellen die Regeln und Normen der Erwachsenen in Frage und wägen sehr genau ab, welchen ehrgeizigen Zielen ihrer Eltern sie folgen wollen oder wann sie sich den eigenen Gefühlswelten oder denjenigen ihrer Clique sie sich zuwenden.


Grüne Weltanschauung als Erwachsene: Erwachsene mit einer starken grünmemetisch Sichtweise, lehnen Hierarchien ab und versuchen dies zumindest in denjenigen Lebensbereichen umzusetzen, in denen sie die Möglichkeit dazu haben. Dazu gehört natürlich die Erziehung ihrer Kinder. Empathisches Wahrnehmen des Gegenübers werden wertvoller angesehen, als strukturiertes blaues Denken oder auf Leistung sinnendes oranges Streben. Was fühlbar ist, muss nicht auch noch beweisbar sein.


Auswirkung der egalitären Weltanschauung auf die Sichtweise der Erziehung: Grünmemetisch orientierte Erzieher sind wie kaum Menschen anderer Meme darauf bedacht, ihre Kinder und Jugendliche wahrzunehmen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Schwierig wird die egalitäre Weltanschauung in der Erziehung dann, wenn ausschließlich die Bedürfnisse der Kinder im Zentrum stehen und eigene Bedürfnisse oder gesellschaftliche Erfordernisse negiert und aus dem Weg geräumt werden sollen. Eltern, die dies für ihre Kinder möchten, werden auch als Helikoptereltern bezeichnet, weil sie stets über das Leben ihrer Kinder kreisen und sich darum kümmern, dass ihnen nichts Schlimmes passiert und all ihre Bedürfnisse befriedigt werden. Sie bemerken nicht, dass sie dabei ihr eigenes Leben aufgeben und dadurch ihren Kindern kein Vorbild sein können, wie Erwachsene eigenständig und verantwortungsvoll leben und Konflikte mit anderen Menschen meistern.


Die Stärke des grünen Mems liegt im Einfühlungsvermögen der Menschen. Sie versuchen ihr gegenüber zu verstehen, auch wenn diese eine andere Meinung haben. Sie versuchen Lösungen anzustreben, bei denen niemand als Verlierer hervorgehen muss.


Systemisch - integrale Weltanschauung – gelbes Mem


Sensible Phasen in der kindlichen Entwicklung: Ken Wilber, ein amerikanischer Philosoph beruft sich in seiner integralen Theorie stark auf Spiral Dynamics und tendiert dazu, dass rund 1% der Weltbevölkerung über eine gelbmemetische Sichtweise verfügen. Aus diesem Grund macht es hier keinen Sinn zu erörtern, zu welchem Zeitpunkt die sensiblen Phasen für eine systemisch – integrale Weltanschauung im Verlauf der Kindheit vorhanden sind.

Zu erwähnen ist jedoch, dass das gelbe Mem als integral bezeichnet wird, weil Menschen mir dieser Einstellung und Sichtweise kein auf ein bestimmtes Mem fixiertes Weltbild hat. Dies unterscheidet es von all den bisher vorgestellten Weltanschauungen. Es anerkennt die Bedeutung des violetten Mems für Rituale und Traditionen und für die Präsenz und Konstanz, welche eine zuverlässige Bindung benötigt. Es erkennt den Power des roten Mems, das für die produktive Umsetzung von Ideen gebraucht wird. Das blaue Mem schätzt es, wenn es darum geht, dem innovativen Kreativitätsfluss des orangen Mems durch ein wenig Struktur eine produktive Richtung zu geben. Und die Empathie des grünen Mems ist ihm ebenso zugänglich wie selbstverständlich. Das gelbe Mem sieht Möglichkeiten, denkt in sowohl, als auch und nicht in entweder oder. Es sucht Lösungen unter Einbezug aller systemischen Gegebenheiten.


Gelbe Weltanschauung als Erwachsene: Erwachsene, welche die Welt gelbmemetisch betrachten, sehen Möglichkeiten, denen sie sich gerne hingeben, sie ausloten und erforschen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Sie sind in der Lage Vor- und Nachteile von Sichtweisen zu erörtern. Ebenfalls sind sie fähig Menschen mit memetischen Sichtweisen von violett bis grün zu verstehen und auf sie einzugehen.


Auswirkung der systemisch - integralen Weltanschauung auf die Sichtweise der Erziehung: Wenn wir uns die gelbmemetische Sichtweise auf die Erziehung von Kindern zugänglich machen wollen, können wir uns die Stärken aller anderen Meme zurate ziehen und erhalten dadurch ein ganzheitliches Bild, welches beschreibt, was Kinder von ihren Eltern und Lehrpersonen wirklich brauchen. Womöglich liefert dies eine Antwort auf die Orientierungslosigkeit der derzeitigen Erziehungsdiskussion:

Was alle Kinder von Geburt an brauchen sind Bezugspersonen, an die sie sich binden können. Sie erleben Geborgenheit, Sicherheit und »Boden« in Form von Selbstwertgefühl auf dem sie ein Leben lang bauen können. Kinder, die mit Sicherheit und Geborgenheit »gesättigt« sind, können in die Welt hinausgreifen und sie mit all ihrem Power »erobern«. Sie benötigen Bezugspersonen, die für ihr Vorhaben an sie glauben, wenn sie sich mit ihrer ganzen Kraft und ihren Ideen zeigen, aber sie auch stützen, wenn sie Niederlagen erleiden und sich nicht durchsetzen können, weil sie anderen Menschen begegnen, die wie sie ebenfalls starke Impulse und eigene Ideen haben. Kinder sollten zum richtigen Zeitpunkt Regeln, Normen und Vereinbarungen kennenlernen, die ihnen Orientierung für ihr Leben in Gemeinschaften geben. Sie müssen lernen, wann die Möglichkeit besteht, eigene Impulse durchzusetzen und wann es erforderlich ist, diese zugunsten von Gemeinschaften, in denen sie leben auch einmal zurückstellen zu können. Kinder benötigen Erfahrungsräume, um alleine oder mit anderen zusammen Neues auszuprobieren, zu scheitern, wieder aufzustehen, weiterzumachen und Erfolge zu feiern. Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder, die ihnen zeigen, dass der eigene Erfolg nicht auf Kosten von Anderen gehen darf und dass es Momente in Beruf und Leben gibt, in denen Hierarchien sinnvoll sind, weil Entscheidungen durch wenige fähige Menschen genauso zu einem sinnvollen Weg für eine Gemeinschaft führen kann, wie gemeinsam getroffene Entscheidungen.


Spiral Dynamics ist ein evolutives Modell. Das heisst, der Wert des menschlichen Bindungsbedürfnisses ist nicht einfach weg, wenn ein Kind im Alter von drei Jahre in seine rotmemetisch sensible Phase kommt, sondern wird in sie integriert. Genauso verhält es sich mit Ritualen und Traditionen (violett), Power, Kraft, sich durchzusetzen (rot), Strukturen, Regeln, Abmachungen und Verbindlichkeiten einhalten (blau), Offenzusein für Veränderungen und Weiterentwicklung (orange), Empathie und Menschlichkeit empfinden (grün).


Die Abwesenheit einer oder mehrere dieser Werte im Beziehungsgeflecht zwischen Erwachsenen und Kindern führt dazu, dass Erziehung zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der kindlichen Entwicklung in Schieflage gerät. Es liegt nicht an den Kindern und Jugendlichen wenn Erziehung misslingt. Es ist der Ausdruck von eingeschränkten Weltanschauungen, die zu engen Vorstellungen über Erziehung führen.

Kinder fordern unsere Ganzheit heraus, um sich ganzheitlich entwickeln zu können. Sie weisen uns durch ihr Verhalten auf diejenigen Teile in uns hin, die wir noch zu entwickeln haben.

Die Debatten über die richtige Art von Erziehung kann deshalb nicht zielführend sein, wenn sie nur einzelne memetische Sichtweisen gutheißen. Unsere Kinder und der Blick auf unsere mimetischen Sichtweise kann uns jedoch die Augen öffnen, damit wir erkennen, was wir noch lernen und wie wir selber zu immer mehr Ganzheit gelangen können.


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