Zum vierten Mal startet im Oktober 2020 die Jahresausbildung zum/zur KompetenzexpertIn. Neurologische Grundlagen und entwicklungspsychologische Gesetzmässigkeiten für eine gelingende Schule, Anforderungen an Lehrpersonen aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen, sowie die Entwicklung der Beziehungskompetenz werden in Verbindung zu kompetenzorientiertem Lernen und Lehren und der Umsetzung im Schulalltag gebracht.
Die Einführung neuer kompetenzorientierter Lehrpläne, wie derjenige des LP 21 in der Schweiz aber auch Lehrpläne in Deutschland und Österreich haben gezeigt, dass ein paar Tage Weiterbildung nicht ausreichen, damit an Schulen ein wirklicher Wandel zu einer menschlichen Schule und zu kompetenzorientiertem Lernen und Lehren vollzogen wird. Zum einen bestehen sehr unterschiedliche Vorstellungen, was Kompetenzen sind und davon abgeleitet, wie kompetenzorientiertes Lernen in der Praxis aussehen kann. Wie überfachliche Kompetenzen entwickelt werden können ist oft eine genauso grosse Baustelle, wie die Frage, wie nicht messbare Kompetenzen beurteilt werden.
Gut ausgebildete schulhausinterne Kompetenzexperten, sollen zu diesen Fragestellungen an Ort und Stelle kompetente Antworten geben können, als Lehrperson selber kompetenzorientiertes Lehren praktizieren und dadurch Vorbild, Anschauungsbeispiel und Support für ihr ganzes Schulteam sein. Durch sechs Weiterbildungsmodule über ein Jahr verteilt, durch das Anwenden des Gelernten in ihrer Schulpraxis, den laufenden Austausch mit den Trainees und der Lehrgangsleitung soll innerhalb des Ausbildungsjahres Sicherheit gewonnen und angelernte Theorie zu eigenem Praxis-Know-How werden.Â
Ausbildungsinhalt:
1. Modul: Grundlagen
Was brauchen Kinder für ihre Entwicklung, neurobiologische Grundlagen des Lernens, Individualität und deren Bedeutung für effektives Lernen, Schule als Abbild der Gesellschaft, veränderte Berufswelt als Orientierung für die Gestaltung heutiger Schulen, Klärung des Kompetenzbegriffs und sich daraus ergebendes Verständnis zur Kompetenzentwicklung und zum Beurteilen von Kompetenzen sind die Themen des Grundlagenmoduls.
2. Modul: Beziehungskompetenzen entwickeln & nichtfachliche Kompetenzen evaluieren
Die Fähigkeit dialogische Beziehungen zu führen ist massgebend, um kompetenzorientiertes Lernen zu ermöglichen. Als schulhausinterner Kompetenzexperte ist sie aber auch elementar, wenn es darum geht Kolleginnen und Kollegen, die eigene Schulleitung, Eltern und Behörden von neuen Erkenntnissen zu berichten, sie für Vorhaben zu gewinnen oder auf ihre Bedenken und Sorgen einzugehen. Die eigene Dialogfähigkeit, die Fähigkeit sich authentisch auszudrücken und anderen emphatisch zuzuhören ist darum wichtig und Thema des 2. Moduls.
Wissensvermittlung ist das Eine, das Entwickeln nichtfachlicher Kompetenzen das Andere. Meist wird nur darüber diskutiert, wie man nichtfachliche Kompetenzen bewertet, nicht jedoch wie sie entwickelt werden können. Mit welcher Denkweise, welchen Haltungen und Vorgehensweisen dies gelingen kann, ist ein weiterer Schwerpunkt dieses Moduls.Â
3. Modul: Kompetenzorientierte Herausforderungen
Kompetenzorientierte Herausforderungen im Schulalltag fordern Kinder und Jugendliche heraus, selber und zusammen mit Anderen zu denken, zu gestalten, zu handeln und zu reflektieren. Gleichzeitig wenden SchülerInnen dadurch Fachwissen an, entwicklen Fachkompetenzen und wertvolle nicht fachliche Kompetenzen, die in der sich wandelnden Berufswelt wichtig sind. Wie gehaltvolle kompetenzorientierte Herausforderungen einladend formuliert werden können und worauf dabei zu achten ist, sind Themen des 3. Muduls
4. Modul: Umsetzung kompetenzorientierter Lehrpläne I
Kompetenzorientierte Lehrpläne, in der Schweiz der LP 21, weisen zwei grosse Potenziale auf: Die Absicht kompetenzorientiertes Lernen umzusetzen und Zielformulierungen in Zyklen, statt für Jahrgangsklassen, was ein besseres individualisiertes Lernen ermöglicht. In diesem Modul geht es darum, für die drei Zyklen (1. Zyklus: Kindergarten, 1. und 2. Klasse, 2. Zyklus: 3.-6. Klasse, 3. Zyklus 7.-9. Klasse) und insbesondere für den Schulalltag der Teilnehmenden und ihre Schule konkrete Vorhaben und Vorgehensweisen zu erarbeiten. Es stehen LP 21-Raster und mit dem Kompetenzraster-Netzwerk eine Lernverwaltungsplattform zur Verfügung.Â
5. Modul: Umsetzung kompetenzorientierter Lehrpläne II
Fachwissen ist durch Unterricht im Belehrmodus vermittelbar, mess- überprüf- und bewertbar. Nichtfachliche Kompetenzen im Sinne von Selbsorganisationsfähigkeiten sind jedoch nur durch eigene Erfahrungen erwerbbar, meist nicht mess- und deshalb auch nicht benotbar. Ein zentrales Thema ist deshalb das Bewerten von Wissensqualifikationen und das gleichzeitige Individualisieren über eine Jahrgangsklasse hinaus, so wie das Beurteilen nichtfachlicher Kompetenzen. Weiter kümmern sich die Trainees um konkrete Umsetzungsmöglichkeiten des LP 21 im Kontext ihrer jeweiligen kantonalen Bedingungen und entwickeln Umetzungsideen für ihre Schulpraxis und schärfen ihr Bewusstsein für Grenzen des Machbaren.
6. Modul: Abschluss
Zum Ende des 5. Moduls entscheidet sich jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin für eine Zertifikats-Abschlussarbeit in Form einer eigenen kompetenzorientierten Herausforderung. Es gilt gelerntes Wissen mit dem eigenen Schulalltag zu verbinden und durch individuelles Engagement eigenes Know-How zu entwickeln. Es soll etwas mutig gewagt und auszuprobiert werden, so, dass man die Erfahrung, welche die eigenen SuS durch kompetenzorientierte Herausforderungen machen sollen, selber erfahren kann. Im 6. Modul werden einander die Zertifikatsarbeiten vorgestellt und individuell an den noch zu klärenden oder abzuschließenden Themen gearbeitet.
Webinare und Peergroups:
Zwischen den Modulen kann ein Austausch per Videochat stattfinden, um sich über den Stand der Umsetzung an den jeweiligen Schulen auszutauschen und allfällige Schwierigkeiten und Fragen zu besprechen. Weiter besuchen die Ausbildungsteilnehmer nach ihren Möglichkeiten andere Teilnehmer an deren Schule im Schulalltag.
Dauer: 6 x Freitagnachmittag / Samstag à 11 h über ein Jahr verteilt; 5 x 1 h mit anderen Ausbildungs-Buddies online von zu Hause aus oder physische Treffen; ein bis zwei Schulbesuche à 4 h; ca. 20 h Individualarbeit, inkl. Zertifikatsarbeit. Total rund 100 h Ausbildungszeit.
Ausbildungsdaten:
1. Sequenz: 23./24. Oktober 2020
2. Sequenz: 8./9. Januar 2021
3. Sequenz: 19./20. März 2021
4. Sequenz: 14./15. Mai 2021
5. Sequenz: 20./21. August 2021
6. Sequenz: 29./30. Oktober 2021
Kosten: Frühbucherpreis Fr. 1900.-* bis 23.8.2020, danach CHF 2200. inkl. Ausbildungsunterlagen, Zugang zum Kompetenzraster-Netzwerk, Bildungsreich-Portal, Kollaborations-App und Aktivmitgliederbeitrag für ein Jahr nach Abschluss der Ausbildung.
*Frühbucherrabatt bei vollständiger Bezahlung acht Wochen vor Ausbildungsbeginn.
Voraussetzungen: Tätigkeit an einer Schule, Bereitschaft im eigenen Schulalltag mutige Umsetzungsschritte zu wagen, ICT-Equipment für Onlinekonferenzen.
Leitung: Daniel Hunziker, Gründer Schulen der Zukunft, Kompetenzexperte und Autor des Buches «Hokuspokus Kompetenz»Â
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