Die wirklich grossen Herausforderungen in unserem Leben - und das gilt auch für unsere Schulen - können nur gemeinsam gemeistert werden. Und selbst das reicht nicht. Die Kunst ist es, dass sich Andersdenkende derart begegnen, dass sie sich nicht konkurrenzieren und bekämpfen, sondern sich gegenseitig bereichern. Dazu braucht es Präsenz, die Fähigkeiten sich mit andersdenkenden Menschen empathisch zu verbinden und co-kreativ zusammenzuarbeiten.
Es ist wohl die größte #Herausforderung für uns Menschen, in unseren essenziellen Lebensbereichen zutiefst gewünschte Veränderungen herbeizuführen. Ob wir uns eine liebevollere Beziehung zu unserem Partner wünschen oder mehr #Vertrauen in der Familie, ein Schulsystem, das gleichzeitig menschlich und leistungsfähig ist, eine Wirtschaft, die unsere Umwelt schützt oder Firmen, in denen Mitarbeiter gerne arbeiten – wir brauchen dafür diese Föhigkeiten:
Im eigenen Leben mit allen Sinnen, Herz und Verstand anwesend zu sein, in Begegnungen mit anderen Menschen Andersartigkeit als Bereicherung zu gestalten, gemeinsame Intentionen co-kreativ in lebensbejahende & sinnerfüllte Projekte umzusetzen.
«Gemeinsam über sich hinauswachsen» ist der Titel meines zweiten Buches und passt ein Jahr nach seinem Erscheinen mehr denn je in unsere Welt. Ja, die gemeinsame Angst, welche durch das Virus und die Medienberichterstattungen ausgelöst wurden, berührt uns tief in unserer Existenz und bewirkt eine Solidarität, die in der #Gesellschaft spürbar ist. Und doch sind wir drauf und dran uns wie in guter Gewohnheit wieder in Grabenkämpfen zu verstricken: Da sind diejenigen, die strikt folgsam die Hygienevorgaben der Behörden einhalten, da die anderen, welche das ganze «Theater» unnötig finden. Die einen reden von Unverantwortlichkeit, die anderen von Zwanghaftigkeit, wenn sie über die jeweils Andersdenkenden sprechen - das nur ein Beispiel.
Was es nun braucht ist einen Transformationsschritt der im Innern jedes Einzelnen beginnt und in einer neuen Qualität in unserem Zusammenleben und Zusammenarbeiten seinen Ausdruck findet.
Der erste Schritt ist, dort anwesend zu sein, wo ich bin. So simpel wie das tönt, so anspruchsvoll ist es. Denn nur all zu oft sind wir in #Begegnungen mit anderen Menschen mit eigenen Gedanken, #Bewertungen und Interpretationen beschäftigt, so dass wir gar nicht wirklich hören, was unser Gegenüber sagt oder fühlen, was bei ihm geschieht. Schulen haben diesbezüglich besonders grosse #Entwicklungsreserven, denn Lehrpersonen sind es gewohnt, ja manchmal fühlen sie sich gar berufen, SchülerInnen zu bewerten und zu beurteilen. Nicht die Wahrnehmung des Kindes und des Momentes steht im Vordergrund, sondern der Abgleich eines Soll- und Istzustandes, dessen Differenz zu einer Bewertung führt.
#Präsenz, um wahrzunehmen was ist, ist also der erste Schlüssel
Um den zweiten Schritt machen zu können, ist der erste Voraussetzung, denn wenn ich in einer Begegnung gar nicht wirklich anwesend, sondern mit mir, meinen Gedanken und Bewertungen beschäftigt bin, kann ich die #Andersartigkeit meines Gegenübers gar nicht wirklich erfassen. Es braucht eine kleine Lücke zwischen Wahrnehmung und Interpretation. Wenn das gelingt, wird es möglich, dass Menschen beginnen einander zuzuhören - nicht einfach um einander besser entgegnen zu können - sondern um sich besser verstehen zu wollen. Erst wenn das möglich ist, kann von #Empathie oder #Dialog gesprochen werden. Alles davor sind vielmehr kollektive Monologe. In der Schule würde das bedeuten, dass Lehrpersonen wirklich verstehen wollen, sich wirklich einfühlen möchten, was ein Kind bewegt oder weshalb es dies oder jenes macht, was sie eben nicht verstehen können.
#Zuhören, um sein Gegenüber wirklich verstehen zu wollen, ist der zweite Schlüssel
Der dritte Schlüssel ergibt sich wiederum aus den beiden ersten. Hinzukommt nun das Vertrauen zueinander, so dass das Miteinandersein angstfrei ist. Verbindet Menschen nun auch noch ein gemeinsames Interesse, eine wirkliche Herausforderung, entsteht Raum für Freude und Leidenschaft. Verbindet sich nun Präsenz, die Fähigkeit zuzuhören, um einander zu verstehen, so wie eine angstfreie Atmosphäre mit #Lust und #Freude an einem gemeinsamen Interesse, können auf co-kreative Art und Weise Dinge erschaffen werden, welche jeder einzelne alleine nicht hätte bewerkstelligen können.
Sich angstfrei mit Lust und Freude um ein gemeinsames Anliegen kümmern, ist der dritte Schlüssel
Wir leben jetzt in einer besonderen Zeit, die uns zeigt, dass nicht alles, wie wir es kennen, immer gleich weitergeht. Es zeigen sich Herausforderungen, die neu aber bedeutsam sind und uns gemeinsam betreffen - in der Schule, in Familien, Partnerschaften und in unserer ganzen Gesellschaft.
Darum...
Es ist jetzt eine gute Zeit für eine #Transformation in ein präsentes, emphatisches und angstfreies neues Miteinander
Gemeinsam über sich hinauswachsen
Präsenz, Verbundenheit und Co-Kreativität in Gemeinschaften, Daniel Hunziker, 2019, arborverlag, ISBN 9783867812283
Interview von Peter Schipek (Lernwelt.at) mit Daniel Hunziker
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