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Die Schule dreht im Hamsterrad

Aktualisiert: 9. Juli 2020

Die Schule ist vollgepackter und komplexer geworden: Wissen soll vermittelt werden und neu werden auch noch Kompetenzen erworben, es wird analog unterrichtet und zusätzlich digital gelernt, Lehrpersonen sollen standardisieren, gleichzeitig individualisieren, alles dokumentieren, evaluieren und administrieren. Wird mehr gemacht, sollte auch mehr rauskommen - würde man meinen. Ob das auch zutrifft?



«Auch ein Hamsterrad sieht von innen wie eine Karriereleiter aus»

So lautet ein Sinnbild für das immer schnellere Tempo, in dem unsere Gesellschaft und mit ihr unsere Schule sich dreht.


Nur, Menschen sind keine Maschine, die sich beliebig optimieren lassen. Der Körper hat sein Tempo, braucht Ausgleich zwischen Aktivität und Ruhe, der Geist fordert Anregung und dann wieder Leere, so dass in einer guten Rhythmisierung #Neugierde und #Engagement entstehen kann. #Entwicklung braucht seine Zeit, das Gras wächst ja bekanntlich nicht schneller, wenn man daran zieht.


Mehr und schneller bedeutet darum nicht gleich besser vorankommen, mehr Wissen in die Kinderköpfe zu bringen oder schneller Ziele zu erreichen. Es gibt sogar einen Punkt, an dem der «Hamster» sich erschöpft und das Rad beginnt sich langsamer zu drehen. Anstatt inne zuhalten, einmal aus dem Rad zu steigen und in Ruhe zu betrachten, was denn da eigentlich vor sich geht, beginnt man die erschöpften Hamster mit Kraftfutter zu versorgen und einen Motor am Hamsterrad zu montieren, damit sich das Rad trotz allem weiter dreht. In der Schule klärt man dann Kinder ab, füttert sie mit Medikamenten, stellt Ressourcen in Form von noch mehr Heilpädagoginnen, Klassenassistentinnen oder Senioren an, um das Tempo aufrecht zu erhalten. Lehrpersonen schickt man in Weiterbildungen für neue Unterrichtsmethoden oder digitalisierte Lernmedien, schult sie in elementarer #Heilpädagogik, lehrt sie bessere Konfliktgespräche mit Eltern zu führen oder offeriert ihnen am Ende Coachings für mehr #Resilienz oder eine ärztliche Behandlung gegen #Burnout.


Jeder vernünftige Bildung- und Finanzpolitiker müsste längst die Alarmglocken läuten hören, denn das Mass ist überschritten, das Tempo ist zu hoch, die Last zu gross. Will man trotzdem so weiterfahren, kostet das den Bildungspolitiker ausreichend vitale, freudvolle und leistungsfähige Lehrpersonen, sowie gesunde, motivierte und lernfähige Kinder und Jugendliche. Den Finanzpolitiker kostet die Reparatur des angerichteten Schadens Geld, welches erstens mehr und mehr gar nicht mehr vorhanden ist und zweitens besser in konstruktiver Weise investiert würde.



Welche Ideen gibt es, wenn man aus dem Hamsterrad treten möchte?


Know-How erwerben und argumentieren können

Etwas zu verändern, braucht Argumente. Denn aus dem Mainstream hinauszutreten ist nicht einfach. Um das zu tun, was alle schon immer tun, braucht es keine Erklärung - für etwas Neues, Unbekanntes, selbst wenn es natürlich und naheliegend ist, jedoch schon. Und es soll ja nicht einfach anders sein, sondern begründet und wirksam.


In folgenden Bereichen liegt besonders viel #Potenzial, um das Drehen im Hamsterrad zu verlangsamen und eine menschlichere Schule zu realisieren:

  1. Gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche und berufsbezogene Gegebenheiten in die Gestaltung des Schulalltages einbeziehen


Prozesse in der Schulentwicklung

Damit Veränderungsschritte basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen gelingen können, braucht es an einer Schule durchdachte #Entwicklungsprozesse. Diese betreffen folgende Aspekte:

  1. Die personelle Zusammensetzung an einer Schule und die #Werteorientierung ihrer Angestellten und deren #Entwicklungsbereitschaft

  2. Das soziale und rechtliche Umfeld der Schule (Eltern, Bevölkerung, Behörden, Schulgesetze)

  3. Der Status Quo an einer Schule, die Dynamik zwischen oben beschriebenen Punkten und ein passendes Tempo so wie eine günstige Reihenfolge bei Veränderungsvorhaben

Um diesen Blogartikel nicht zu überladen, werde ich diese Punkte hier nicht genauer ausführen, sondern mich in den kommenden Blog-Artikeln detailliert diesen sechs Aspekten zuwenden, sie ausführlich erörtern und greifbar machen.



Mut zur Lücke - weniger ist mehr

#Lehrmittel basieren auf #Lehrplänen. Beide sind mehr oder weniger von Fachdidaktikern gemacht. Wahrscheinlich ist es deren Chance ihr ganzes Know-how in einem Lebenswerk unterzubringen. Zumeist geraten sie dadurch überladen. Brave Lehrpersonen halten sich an die Anleitungen im Lehrerkommentar und befolgen die Wochenpläne, um mit allem «durchzukommen». Wenn sie das denn tatsächlich schaffen, haben sie zwar ihre Pflicht erfüllt und sind auch von Elternseite nicht angreifbar. Das «Durchnehmen» sagt aber leider nichts darüber hinaus, was davon bei den Kindern angekommen und hängengeblieben ist.

Was es braucht, ist Mut zur Lücke. Das Viele muss weniger werden und die Arbeit an Lerninhalten, die mit Leichtigkeit bewältigbar sind, dafür gründlicher und nachhaltiger.

Eine Schulteam kann sich einmal eine Stunde Zeit nehmen und Folgendes machen: Alle schreiben zehn Minuten lang auf einem Papier auf, was SchülerInnen beispielsweise in Mathematik oder Deutsch, etc. ihrer Ansicht nach am Ende der Schulzeit wirklich können sollten. Danach kann man die Ergebnisse zusammentragen und auf eine Flipchat schreiben. Das, was zusammengetragen wurde kann man dann durch die Anzahl Schuljahre teilen. Man wird überrascht sein, wie wenig das sein wird. Diese essentiellen Zielsetzungen könnten im Lehrmittel lokalisiert und der Unterricht darauf beschränkt werden. Auf einmal würden Lernziele realisierbar werden. Ich würde behaupten, dass mit einem solchen Vorgehen, die meisten Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Schulzeit über mehr abrufbares Wissen und mehr Kompetenzen verfügen würden.


Zivilcourage

Es braucht Mut umzusetzen, was man weiss. Die Frage, die sich jede Lehrperson, jede Schulleitung und jedes Mitglied einer Schulbehörde stellen muss lautet: Bin ich bereit, mich zu exponieren und angreifbar zu machen, wenn ich mich dafür engagiere, eine verlangsamte, menschliche, zeitgemässe und leistungsfähige Schule umzusetzen? Dafür braucht es den Mut etwas zu wagen, was noch nicht da ist, das Risiko einzugehen zu scheitern und dafür kritisiert zu werden.


Wir haben kein Wissensdefizit, sondern ein Umsetzungsproblem.


Vernetzung

Gemeinsam ist alles einfacher. Es ist wichtig, bei der Umgestaltung zu einer verlangsamten, menschlichen und zukunftsorientierten Schule Verbündete zu haben. Lehrpersonen brauchen andere Lehrpersonen, die sich gegenseitig in ihren Vorhaben unterstützen. Lehrpersonen brauchen aber auch Schulleitungen und Eltern, denen sie ihre Ideen erzählen und sie dafür gewinnen können. SchulleiterInnen und Schulbehörden brauchen Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen, um sich auszutauschen und sich gegenseitig zu bestärken. Schulen brauchen andere Schulen, die sich gegenseitig inspirieren und ermutigen.


Schulen der Zukunft nimmt gerne Vernetzungsanfragen entgegen und kreiert eine Plattform für einen Austausch von Lehrpersonen, Eltern, Schulleitungen und Bildungsbehörden.


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Daniel Hunziker

Chürzi

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